Sonntag, 25. April 2010

Die Rede von Otto Bauer zur Krise 1929

Eine schwere Wirtschaftskrise lastet auf der ganzen Welt. Immer neue Maschinen sind im letzten Jahrzehnt aufgestellt worden. Immer mehr Rohstoffe bringen....
...die Landwirtschaft und der Bergbau hervor. Aber die neuen Maschinen stehen still. Aber die Rohstoffe bleiben ungenutzt. 15 Millionen Arbeiter und Angestellte lässt die Welt feiern. Millionen Menschen starben, Millionen Mütter können ihre Kinder nicht sättigen, nicht mit dem Notwendigsten versorgen, und dennoch lässt die Welt die Arbeiter feiern, wie wenn man sie nur arbeiten ließe, alles herstellen könnten, was die darbenden[1] Massen entbehren[2]. Abermals erlebt so die Menschheit den ganzen Widersinn der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Die Kapitalisten furchten das dumpfe[3] Grollen der Volksmassen, die sich gegen diese Gesellschaftsordnung auflehnen[4]. Darum wenden sie Millionen und aber Millionen auf, um Gewalthaufen zu organisieren und zu bewaffnen, die die darbenden, grollenden[5] Massen gewaltsam niederwerfen und niederhalten sollen. Die Furcht reichen vor der grollenden Armut krepierten[6] Faschismus. Die Kapitalisten wollen ihre Profite, die die Wirtschaftskrise senkt, auf Kosten der Arbeiter und Angestellten, wieder vergrößern. Dabei sind ihnendie  Gewerkschaften im Wege. Deshalb bemühen sie sich die Gewerkschaften zu zerschlagen. Lohndrücker und Streikbrecher in die Betriebe zu bringen. Wer aber liefert den Kapitalisten den Lohndrücker und Streikbrecher? Die Faschisten, die Heimwehr! Die Kapitalisten wollen die Arbeitslosenversicherung schlagen. Schon liegt im Parlament eine Regierungsvorlage nach der 70.000 Arbeitslosen, Arbeiter und Angestellten die Arbeitslosenunterstützung geraubt werden sollen. Gegen diesen unmenschlichen Plan kämpft die Sozialdemokratie. Die Kapitalisten müssen die Sozialdemokratie niederringen, wenn sie die Arbeitslosen ihre Rechte berauben wollen. Wer soll den Kapitalisten helfen die Sozialdemokratie niederzuringen? Die Faschisten, die Heimwehr. Die größte bürgerliche Partei, die christliche soziale, hat sich den Faschismus in die Arme geworfen. Sie hat die Polizei und Gendarmerie einen faschistischen Minister des Innen überantwortet[7]. Die Faschisten und ihre klerikalen[8] Bundesgenossen müssen wir schlagen, wenn wir die Demokratie sichern wollen. Aber wir wollen die Demokratie nicht nur sichern. Wir wollen sie ausbauen und weiterentwickeln zu einer Demokratie des arbeitenden Volkes im Staat und Land. Schritt für Schritt wollen wir die Quellen des Reichtums, die heute Großgrundbesitzer und Großkapitalisten gehören, in das Eigentum der demokratischen Republik überführen. Planmäßig wollen wir daran arbeiten, dass das Mitbestimmungsrecht der Arbeiterklasse im Staat und im Betrieb gesichert und ausgebaut werde.

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